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Wehrt Euch gegen die
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Auch ein demokratischer Staat darf nicht berechtigt sein, seine Bürger zu bespitzeln.

Wer die Freiheit aufgibt um die Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.

(Benjamin Franklin)


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Hochkonjunktur im Angst-Geschäft (Gelesen: 546 mal)
louiggy
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Hochkonjunktur im Angst-Geschäft
03.10.2006 , 10:10:28
 
Hochkonjunktur im Angst-Geschäft
 
Das Wettrüsten gegen die Terrorgefahr füllt die Kassen der Unternehmen in der Sicherheitsbranche. In Goldgräberstimmung wird Prävention als neuer Alltag verkauft.
Im „Kapitalismus der Angst“ zählen Millionendeals und der ständige Hinweis auf die lauernde Bedrohung
 
 
Baseball befindet sich jetzt auch im Krieg. Der USA bekanntestes Spielfeld, das Stadion der New York Yankees, hat aufgerüstet, um dem Fall des Falles zuvorzukommen: Videoüberwachung in den Zuschauerreihen und vor den Toren des Stadions, inklusive Zoom-Funktion, die im Zweifelsfall sogar die Hot-dog--Sauce erkennen lässt. Stunden vor dem Spiel fädeln sich die Fans an Metallabsperrungen entlang, um einen Tisch mit Sicherheitsleuten zu erreichen, wo Taschen durchsucht und Handys abgetastet werden. Baseballkappen müssen abgenommen, Getränke gekostet werden. Videokameras, Rucksäcke, Akten-, Kühl- und größere Taschen, Flaschen und Dosen bleiben draußen. Das Haargel, das nicht mehr ins Transatlantikflughandgepäck darf, kostet die Besucher bestenfalls ein Lächeln. „Wir sind ein Land im Krieg“, erklärte Kevin Hallinan, Senior Vice President für Sicherheit und Gebäudemanagement der Major League Baseball. Und das Yankees-Stadion steht an vorderster Front.
 
Seit 9/11 das Sicherheitsempfinden im Land erschüttert hat, wird am Wiederaufbau gearbeitet. „Wir haben gelernt, dass Meere uns nicht schützen und Bedrohungen, die Tausende Meilen weit weg entstehen, uns dennoch hier zu Hause finden“, wiederholte US-Vizepräsident Dick Cheney zum fünften Jahrestag des World Trade Center-Angriffs das Mantra der Verwundung. Hoch- und Tiefbauten gelten seither als potenzielle Ziele, die Nachfrage nach Schutzplänen scheint unerschöpflich. Kritiker der Mobilmachung stoßen sich an der Vollkasko-Erwartung, die die Prävention über alles stellt. Dass gegen jedes Bedrohungsszenario ein Kraut gewachsen sein soll, scheint eher vermessen als wahrscheinlich. Eine nach dem 11. September 2001 gewachsene Heerschar an Sicherheitsanbietern verdient sich indes eine goldene Nase. Die Gefahr, so ganz anders als das berechenbare Bedrohungsszenario im Kalten Krieg, als sich bloß Bunker an den Mann bringen ließen, kennt nun keine Grenzen mehr. Weil der Terror überall sein kann, sind auch Produkte für sämtliche Lebenslagen nötig. Von Flugzeugen und -häfen, öffentlichen Verkehrsmitteln, Sportstadien und Briefen reicht die Gefahr, sogar bis ins Trinkwasserglas.
 
Neuer Goldrausch
 
Deutlich wird vor allem eines: wie leicht es sich auf der Klaviatur der Angst spielen lässt. Seinen Anfang nahm der Goldrausch im Sicherheitsbusiness mit der Schaffung des US-Ministeriums für Homeland Security. Dessen erstes Budget belief sich auf 30 Mrd. US-Dollar (23,7 Mrd. Euro). 2007 sollen die Sicherheitsausgaben von staatlicher Seite bereits 58,3 Mrd. US-Dollar (46 Mrd. Euro) erreichen. Großzügige Projekte wie „American Shield“, das die Grenzsicherung mittels Sensoren und Drohnen zum Ziel hat, oder „US Visitor and Immigration Status Indicator Technology“ – kurz: US-Visit – das die Einreise von Touristen und Geschäftsreisenden überwachen soll, treiben den Markt hurtig weiter voran.
 
8,64 Mrd. US-Dollar (6,8 Mrd. Euro) schwer soll 2010 der weltweite Videoüberwachungsmarkt sein, schätzen die Marktforscher von Frost & Sullivan. Die Branche der elektronischen Sicherheitssysteme soll bis 2008 ein Volumen von 60 Mrd. US-Dollar (47,4 Mrd. Euro) aufweisen, die Auswirkungen der im Sommer verhinderten Anschläge nicht eingeschlossen. Weiterhin heiß begehrt sind biometrische Überwachungssysteme. Rund 1,5 Mrd. US-Dollar flossen 2005 in dieses Segment. In vier Jahren erwartet sich die International Biometric Group (IBG) 5,7 Mrd. US-Dollar. Das mit Biometrielösungen verbundene Projektvolumen beläuft sich auf ein Vielfaches. Sehen lassen kann sich vor allem das Wachstum: Analysten gehen von bis zu 35 Prozent aus. Das größte Stück des Kuchens geht laut IBG an die Fingerabdruckerkennung, gefolgt von Gesichts-, Hand-, Iris- und Stimm-Scans. Mit dabei im Gerangel um Marktanteile ist auch Siemens. Das Unternehmen eröffnete kürzlich in Graz sein Biometrics Center. Neben Grundlagenforschung werden dort biome-trische Produkte für den weltweiten Vertrieb entwickelt.
 
Der Sicherheitsrausch
 
Wem das Thema Sicherheit vor 9/11 auf seiner Agenda fehlte, der fügte es danach eilends hinzu. So etwa General Electric (GE). Zukäufe ließen einen Bereich entstehen, der heute rund zwei Mrd. US-Dollar lukriert. Das Angebot reicht von Videoüberwachungssoftware über Zugangskontrollsysteme, Sprengstoffdetektoren bis hin zu Gepäckscannern. Ähnlich entschied auch IT-Riese Unisys: 2001 schwächelte das Geschäft mit öffentlichen Verwaltungen so sehr, dass man bereits den Verkauf erwog. Heute kümmern sich rund 4000 Mitarbeiter um Deals in Millionenhöhe. Der größte Fisch ging Accenture mit der Umsetzung von „US-Visit“ ins Netz. Der Gesamtprojektumfang über zehn Jahre soll nicht weniger als zehn Mrd. US-Dollar einbringen. Geradezu bescheiden wirkt da ein Auftrag von IT-Dienstleister Bearing Point, Staatsangestellte und Zulieferer mit sicheren Ausweisen auszustatten. Kostenpunkt: 104,6 Mio. US-Dollar.
 
Auf den Top-Rängen des Sicherheitsbusiness zu finden ist die britische Smiths Group, die seit Kurzem mobile Sprengstoffdetektoren an die New Yorker U-Bahn-Polizei liefert. Als Vorzeigeprodukt gilt Smiths Sicherheitsschleuse Sentinel II. Die rund 1,5 Meter tiefe Kabine spürt mittels Sensoren 40 verschiedene Substanzen auf, unter anderem Sprengstoff, verschiedene Chemikalien und Drogen. Sieben Passagiere in der Minute schafft Sentinel II, die in rund 40 US-Flughäfen bereits seine Arbeit verrichtet.
 
Europa ist anders
 
Das subjektive Sicherheitsgefühl in Europa höher, obgleich der Terrorismus längst nicht mehr vor den Toren bleibt. Österreichern etwa wird es nur mulmig, wenn sie verreisen, an türkische Badestrände etwa oder zur Nilkreuzfahrt, so die Ergebnisse einer aktuellen Erhebung. Gleichzeitig steigt die Akzeptanz von Sicherheitstechnologie. Eine Befragung von jeweils 500 Bewohnern von sieben EU-Staaten ergab, dass sich 84 Prozent mit Fingerabdruck- und Netzhaut-Scans anfreunden können, wenn dadurch Reisekontrollen zügiger vorangehen. Auch wenn die Sicherheitsaufrüstung weniger verbissen betrieben wird, stehen auf EU-Ebene, wo seit den Anschlägen von Madrid der Niederländer Gijs de Vries als Anti-Terror-Beauftragter werkt, die Zeichen auf Sicherheit. Im siebenten EU-Rahmenprogramm soll diese als neuer thematischer Bereich hinzukommen.
 
Sicherheitskonzepte wurden freilich auch schon in der Vergangenheit beschlossen. Ihre Umsetzung schreitet zum Teil aber zögerlich voran. So wurden die EU-Vorgaben für nationale Sicherheitskonzepte auf Flughäfen laut einer Stichprobe im letzten Jahr erst in 22 der 29 Mitgliedstaaten umgesetzt. Ähnlich verhält es sich es beim Austausch von Informationen zwischen den Geheimdiensten. De Vries räumt zwar ein, dass hier einiges angestoßen wurde, die gegenseitigen Vorbehalte hätte dies aber nicht notwendigerweise vermindert.
 
Ein Fass ohne Boden
 
In den USA nahm sich unterdessen Senator Charles Schumer die heimische Sicherheitssituation vor. Diese sei „bestenfalls mittelmäßig“ und habe sich in manchen Bereichen kaum gegenüber 2001 verbessert. Besonders schlecht schneiden in seinem Report die Sicherheit im öffentlichen Verkehr, in Häfen und Chemiefabriken ab. Ebenso mangelhaft sei die Ausstattung mit Sprengstoff- und Waffendetektoren. Um laut Schumer einen akzeptablen Level an Sicherheit zustande zu bringen, müsste das Budget im Kampf gegen den Terrorismus etwa verdoppelt werden. Zumal die Regierung 300 Mrd. US-Dollar für den Irakkrieg aufbringe, sollten 30 Mrd. US-Dollar für den Heimatschutz „nicht zu viel verlangt sein“.
 
Während sich die Lobbyisten bereits die Hände reiben, zieht Paul McHale, Vize-Verteidigungsminister für Heimatschutz, eine positivere Bilanz. Die USA seien heute unzweifelhaft sicherer als vor fünf Jahren. Im Sinne florierender Geschäfte fügt McHale jedoch hinzu, dass noch nicht alles getan sei. Was die von Riesenbudgets angelockte Sicherheitsarmada im „Kapitalismus der Angst“ zutage fördert, sagt Denis Duclos, Forschungsdirektor des französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), ist nicht automatisch eine passende Antwort auf die Gefahr.
 
Die Geschwindigkeit, mit der nach 9/11 nach Sicherheitssystemen verlangt wurde, war der Innovation nicht immer zuträglich, Verfügbarkeit galt als wichtigstes Kriterium. So hielten Fallschirme als Hochhaus-Notausstiege Qualitätskontrollen ebenso wenig stand wie Zelte gegen Chemiewaffenangriffe und im Garten zu verbuddelnde Bunker. Gesichtserkennungssoftware, die das Blaue vom Himmel verspricht, aber bereits bei einer ungewöhnlichen Kopfhaltung Verdächtige mit harmlosen Reisenden verwechselt, scheiterte in Probeläufen nur zu oft.
 
Wer günstigere Lösungen vorzieht, könnte zum Glaskasten „Bio-Safe Mail“ von Aquariumbauer Seavisions greifen, in dem sich potenzielle mit Anthrax behandelte Briefe öffnen lassen sollen. Filter hat der Kasten keinen, und er schützt daher auch nicht gegen Milzbrand-sporen. Manchmal ist es die Geste, die zählt.
 
(Alexandra Riegler New York, Economy-Printausgabe, 22.09.2006)
 
Quelle: economyaustria
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louiggy
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Re: Hochkonjunktur im Angst-Geschäft
Antworten #1 - 07.10.2006 , 15:54:20
 
"Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten"
 
Michael Lohmann  
 
Eine Analyse der Formel, mit der im "Kampf gegen den Terror" immer wieder der Ausbau der Überwachung gerechtfertigt wird
Im so genannten "Kampf gegen den Terror" sind die Bürgerrechte zunehmend unter Druck geraten. Kritiker dieser Entwicklung werden allerorten mit der Aussage "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten" beschieden. Diese Standardformel "...ist das Killer-Argument schlechthin, dem offenbar viel abzugewinnen ist". Sie gibt sich den Anschein, selbstredend zu sein. Diejenigen, die sie verwenden, erwarten, dass dieser Satz bereits alle Fragen beantworten könne. Seine Evidenz mache weitere Erklärungen und Debatten obsolet. Doch wie schlagkräftig ist dieses "Argument" wirklich und worauf beruht seine vermeintliche Überzeugungskraft?
 
Geprüft werden soll, welchen Gehalt diese Formel eigentlich besitzt. Dazu muss zur Sprache gebracht werden, was sie in ihrer Kürze nicht sagt, nicht sagen will und was sie womöglich für irrelevant erklärt. Ich werde die Aussage "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten" ausdeuten, indem ich sie in den Kontext des "Kampfes um den Terror" einordne. Mit der Identifizierung ihres Gehalts werden auch ihre Schwachpunkte sichtbar. Da ich kein Experte in Sicherheitsfragen bin, nutze ich dafür vor allem medienvermitteltes Wissen. Meine Interpretation ist spekulativ und keine gesicherte Wissenschaft.  
 
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