Siege
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Vielleicht ist es ja so: die Wirtschaft will die Rezession - zumindest soweit, wie es das Bild der Öffentlichkeit von dem jeweiligen Unternehmen betrifft. Über viele Jahre konnten die Unternehmen sich nun gesund schrumpfen, Mitarbeiter entlassen und sich ihrer sozialen und moralischen Verantwortung entziehen, indem sie auf die schlechte wirtschaftliche Lage hingewiesen haben. Dummerweise sind die Gewinne aber immer weiter gestiegen, und um nicht völlig unglaubwürdig zu werden, mussten die Unternehmen dies auch zugeben - und einen Teil an die Mitarbeiter weiter geben. Daneben mussten auch wieder Mitarbeiter eingestellt werden, da die wirtschaftliche Entwicklung dann doch zu gut war. Jetzt kann die Wirtschaft aber aufatmen, denn endlich kann man wieder auf die kommenden schlechten Zeiten hinweisen - und somit eine Forderung nach 8% mehr Gehalt als gierig und unangebracht abschmettern. Mit Gerechtigkeit hat das wenig zu tun, aber wer hat gesagt, Kapitalismus sei gerecht? Sicherlich ist mein Beitrag etwas zynisch, und es gibt einige Unternehmen, denen es wirklich schlecht ging, ebenso solche, die Verantwortung für ihre Mitarbeiter übernehmen. Aus meiner Sicht sollten die Unternehmen aber auch das Große Ganze im Auge behalten: in einer globalisierten Welt ist es sicherlich schwierig, die Mitarbeiter gerecht an der Wertschöpfung zu beteiligen und dennoch international konkurrenzfähig zu sein, und auch Moral und soziale Verantwortung bringen keine Rendite, aber ein Blick aus der Betriebswirtschaft in die Volkswirtschaft und somit weg vom eigenen Unternehmen könnte aus meiner Sicht nicht schaden. Denn wie heißt es so schön: Waschmaschinen kaufen keine Waschmaschinen. Nur Menschen mit Einkommen können das.
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